Streckenflugseminar 2003
Damit
2004 ebenso erfolgreich wie das vergangene Jahr wird, fand am Freitag
den 30. Januar ein Streckenflugseminar mit Max Altmannshofer
statt. Max ist in Fliegerkreisen bekannt wie ein "bunter Hund".
Er ist ein ausgesprochen erfolgreicher Streckenjäger mit einmaligem
Gespühr für gute Wetterlagen. Er ist Deutscher Streckenflugmeister,
mehrmaliger Pokalträger der deutschen Streckenflugmeisterschaft, Gewinner
des Ostbayerncups und mehrfacher Pokalträger des Ostbayerncups. Er hat
Mühe, seine Erfolge alle aufzuzählen. Und was für alle Piloten wichtig
ist: er gibt sein Wissen und die Erfahrung weiter! Viele Piloten nutzten
seine Wettervorhersagen auf seiner eigenen Wetterseite. Lehrreiche und
unterhaltsame Stunden sind "wie im Flug" vergangen.
Jedem wird empfohlen, solch ein Seminar selbst zu erleben. Nehmt Kontakt
mit Max auf, um bei seinem nächsten Vortrag dabei zu sein. Wir können
hier nur einen flüchtigen Überblick geben:
Wetterkunde:
Wetterbeobachtung ist die Grundlage für den Streckenflug. Es gilt die
besten Flugtage zu erkennen und danach das Fluggebiet auszuwählen. Tägliche
Wetterbeobachtung ist notwendig. Man sollte sich abends Zeit für eine
kleine Analyse nehmen. Hat sich das Wetter so entwickelt wie man es
prognostiziert hat? Was kann man dann daraus für den nächsten Tag ableiten?
Information über Internet einholen ist einfacher wie nie zuvor. Die
Radiosondenaufstiege und die Interpretation der entsprechenden Diagramme
(Temp) in Verbindung mit der Luftmassenherkunft und Bewegung (Richtung
und Geschwindigkeit) sind das wesentliche Werkzeug.
Startzeitpunkt:
Ein Streckenjäger startet ganz gezielt, d.h. so einfache Grundregeln
wie in die Thermik starten und nicht am Start zu warten bis der Wind
auffrischt (und damit die Thermik schon vorbeigezogen ist) sind selbstverständlich.
Kurz vor dem Start wird analysiert, wo gerade in der näheren Umgebung
Thermik aufsteigen könnte. Dann gilt es zum richtigen Zeitpunkt zu starten.
Da man sich als Streckenflieger Ziele setzt, und soviel wie möglich
erreichen will, wählt man den frühestmöglichen Startzeitpunkt. Dabei
gilt zu bedenken, dass die Thermikentwicklung pulsiert, und nach der
ersten Tagesthermik eine etwas längere Pause zu überbrücken ist. Dann
solte man schon entsprechendes Polster haben.
Thermiksuche:
Die Thermiksuche im Flachland bei Windunterstützung unterscheidet sich
deutlich von der Bergfliegerei. Die wenigen Erhebungen und Kanten (Wald)
sind als Abrisskanten nicht geeignet. Der Wind im flachen Land läßt
es nicht zu, dass sich ergiebige Warmluftpolster bilden. Nur in windgeschützen
Bereichen kann sich ausreichend Luft über dem Boden erwärmen. Deshalb
fliegt man im Flachland bei Windunterstützung die Leeseiten an. Auch
die Konvergenzbereiche von Senken sind ziemlich sichere Thermikquellen.
Diese Erfahrungen hat wohl jeder schon gemacht. Trotzdem hat man immer
noch das Bild von den dem Wind zugewandten Abrisskanten im Kopf. Viele
Lehrbücher beschränken sich in ihren Darstellungen auf das Bergfliegen
und übertragen diese Regeln auch auf das Flachlandfliegen. Max betonte,
dass in den Segelfliegerkreisen schon sehr früh der Unterschied zwischen
Flachland- und Bergfliegerei erkannt wurde.
Bei schwachem Wind oder überregionaler Windstille (bei Thermik gibt
es auf Dauer keine Windstille) sind die klassischen Oberflächen anzufliegen
und auf Wanderthermik zu achten.
Gelände:
Zum Schluss analysierte Max noch einige unserer Berggelände. Gerade
bei den relativ geringen Höhendifferenzen ist die Wahl des Geländes,
des Startzeitpunkts und der geländetypischen Eigenheiten des Fluggebiets
sehr wichtig. Man hat nur wenige Minuten, manchmal nur Augenblicke,
in denen klar wird, ob man die Windrichtung, Windstärke, die örtliche
Thermik usw. richtig eingeschätzt hat. Geländekunde ist somit immens
wichtig. Viele unserer Gelände sind nur für ganz bestimmte Windrichtungen,
Windgeschwindigkeiten und Wetterlagen geeignet. Interessanter Weise
schätzt Max unseren Büchelstein auch bei schwachen Nordlagen wegen der
o.g. Leethermik als thermisch gut ein. Auch bei den Windenstartgeländen
ist eine abwechselungsreiche Topographie von Vorteil.
Georg Rauscher hat abschliessend einige Flüge von unseren Fluggeländen am PC analysiert. Durch die Aufzeichung der Flüge mit GPS und der Auswertung am PC haben sich ungeahnte Möglichkeiten erschlossen. Man kann sich die Flüge auf den heimischen PC laden und in aller Ruhe analyieren, wo gekurbet wurde, welche Stellen kritsch sind und von den Piloten gemieden werden. Gerade in den Wintermonaten ist das ein gutes Mittel, Flüge vorzubereiten. Theoretisch kann man sich häufige Thermikquellen als Wegpunkte in das GPS laden und danach seinen Flug planen.
Eine gelungene Veranstaltung, bei der nicht nur der Steckenjäger sondern auch der Genussflieger profitiert hat.